Ist Isen lebenswert?
Ja! Aber nicht uneingeschränkt.

Ist Isen lebenswert? Unbedingt! Die Menschen sind freundlich, die Natur weitgehend in Ordnung. Ein reges Vereinsleben mit vielschichtigen Interessen schafft eine Menge an Freizeitangeboten. Anders als in anderen kleinen Orten gibt es Einkaufsmöglichkeiten und Ärzte vor Ort und für die meisten in Laufweite. Metzer, eine Bäckerei und Backwarengeschäfte, Friseure, Apotheken, Einzelhandelgeschäfte, eine Schnellreinigung, Gaststätten, Pizzerien und Kneipen sorgen für Unabhängigkeit von Bus oder Auto.

Eigentlich müsste man jedem nur ans Herz legen, schnellstens hierher zu ziehen, solange die Mieten noch erschwinglich sind und Bauland noch bezahlbar ist. Mit der Autobahn wird auch der Speckgürtel Münchens dicker, die Großstadt mit ihren exorbitanten Preisen rückt schnell näher.

Doch ist Isen uneingeschränkt lebenswert? Leider nur bedingt. Die Betonung liegt auf „uneingeschränkt“, denn das ist nicht möglich. Gemessen an der Tatsache, dass wir alle älter und alt werden und immer weniger mobil sind, müsste eigentlich im Rathaus schon lange ein rotes Alarmlicht blinken, das den Bauhof mobilisiert.

Nämlich, um die Infrastruktur so in Gang zu bringen, dass endlich Barrierefreiheit herrscht. Denn was nutzt das ganze schöne Einkaufs- und Serviceangebot, wenn ein Mensch im Rollstuhl, oder mit einem Rollator, sich unüberwindbaren Hürden gegenübersieht.

Um dieses Problem zu verstehen, muss man sich einfach vorstellen, mit einem Rollstuhl/Rollator von der Zeno-Apotheke (die übrigens ebenso wenig mit Rollstuhl oder Kinderwagen zu erklimmen ist wie ein Teil weiterer Einrichtungen und Geschäfte) sicher und gefahrlos einen Abstecher über Edeka und Metzger zur Bäckerei zu machen.

Dieser Weg wird zum einzigen Hürdenlauf, denn es gibt keine abgesenkten Bordsteine, der Rolli-Fahrer muss stellenweise zwingend auf die Straße ausweichen. Denn an einigen Stellen wird selbst der Fußweg noch rücksichtslos (und mangels kommunaler Verkehrsüberwachung auch straffrei) zugeparkt.

Dabei wäre es einfach und in vielen Fällen noch nicht einmal mit hohen Kosten verbunden, Bordsteine an Kreuzungen abzusenken und so die schlimmsten Hürden zu nehmen. Oder beispielsweise an der Kreuzung Haager Straße und Ziegelstätterstraße einen Verkehrsspiegel anzubringen, um an dieser Stelle das Überqueren der Fahrbahn gefahrlos zu ermöglichen.

Diese Probleme sind bestens bekannt, sie brennen den Isenern seit Jahren unter den Nägeln. Bei der Kommunalwahl 2014 hatten sich die beiden Bürgermeisterkandidaten Siegfried Fischer (FW) und Albert Zimmerer (SPD) die Thematik auf die Fahnen geschrieben. Fischer, der die Wahl gewann, sprach davon, einen “familienfreundlichen, verkehrssicheren Ortskern“ schaffen zu wollen, Zimmerer von „dringend notwendigen Straßen- und Gehwegsanierungen“. Doch was ist seither passiert? Gefühlt nichts.

Es ist dringend an der Zeit, dass Isen bei der Barrierefreiheit attraktiver wird. Denn der demografische Wandel macht auch vor der Marktgemeinde nicht Halt. Es werden die Tage kommen, an denen es neben Fahrradständern auch Rollatorparkplätze geben wird. Es wäre gut, wenn man die in Isen auch ohne Hindernisse erreichen kann. (Henry Dinger)

Von Hamal

4 Gedanken zu „Ist Isen lebenswert?“
  1. Genau so ist es!Für Rollstuhlfahrer oder mit dem Kinderwagen ist es an manchen Stellen im Ort wirklich eine Zumutung.
    Beim Überqueren zur Grottenau/Raiffeisenstraße muss man sich entscheiden, ob man mit Kinderwagen blind rüber rennt oder man sich den 30 cm Absatz runter stürzt, dafür aber sieht, ob was kommt!
    Und um Winter wird der Fußgängerweg zum Rathaus hoch lieber gesperrt als geräumt…

  2. In den letzten Jahren gab es in Isen beim Thema Barrierefreiheit einige Versäumnisse, das ist richtig. Im Kommunalwahlkampf wurde von allen Seiten darauf hingewiesen. Somit ist das Thema zumindest im Bewusstsein von Bürgermeister und Gemeinderat angelangt und muss da bloß noch fest verankert werden. Letztlich geht es darum, Geld dafür locker zu machen, was immer ein Jahr Vorlaufzeit braucht aufgrund der Haushaltsplanung. Außerdem muss man davon ausgehen, dass Barrierefreiheit nur Stück für Stück umgesetzt werden kann. Am besten gelingt das an Stellen, wo eh gebaut wird. So dürfte der Gehweg in der Pfarrgasse durch die Baumaßnahme am ehemaligen Gasthaus Mooshofer top aufgewertet werden. Oder wenn das Hotel am Marktplatz kommt (liegt noch auf Eis beim Landratsamt), sollte auch der Weg von dort zum Rathaus bald barrierefrei sein. Für die Städtebauförderung angemeldet ist außerdem das Stolzgasserl (Verbindungsweg zum Seniorenzentrum), d.h. da müsste sich bald was tun. Der holprige Gehweg entlang der Mauer zum Meindlpark an der Dorfener Straße wurde übrigens vor kurzem neu geteert. Das ist zwar ein bescheidener Anfang, aber es ist immerhin ein Anfang. Der Apothekerberg steht auch an, wie bekannt sein dürfte. Also: Es tut sich durchaus was.

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