Zum Abschluss wurde die Bayernhymne gesungen

Nach 24 Jahren hält Bürgermeister Siegfried Fischer seine letzte Neujahransprache

 Isen, 14. Januar 2020 – „Ich freue mich, dass es so viele Menschen gibt, die sich engagieren und ich bin froh, dass sich so viele zur Wahl stellen“, sagt Isens Bürgermeister Siegfried Fischer in seiner Neujahrsansprache am 10. Januar 2020 im Pfarrhaus. Nach 24 Jahren als Bürgermeister tritt Fischer bei der Kommunalwahl am 15. März 2020 nicht mehr an – es haben sich dafür stolze vier Kandidaten gefunden, die um den Chefsessel im Rathaus ringen.

Für den scheidenden Ortschef ist es nun an der Zeit, seinen Abschied vorzubereiten. Dass er das mit einem lachenden und einem weinenden Auge geht, hat er schon bei der Bürgerversammlungen Ende November gesagt. Er sei kein Typ, der ein Maßband anschneidet, um die letzten Tage zu zählen, erst käme die Arbeit und dann das Vergnügen.

Den Neujahrsempfang, zu dem traditionell die Gemeindeverwaltung und die Pfarreien St. Zeno und St. Margaretha eingeladen hatten, nutzte Fischer heuer für einen kurzen Rückblick auf sein Wirken in einem nahezu viertel Jahrhundert und sparte dabei nicht an dem ihm eigenen trockenen Humor. „24 Jahre – wer erinnert sich da an den Bau der Kläranlage und eine unsägliche Kampagne. Entgegen aller Unkenrufe ist sie längst bezahlt und wir haben uns ausgesöhnt. Oder die Fronleichnamsprozession 2006, als sich alle Leute an der Rathausbaustelle so die Köpfe verdreht haben, dass das Rosenkranzgebet zum Erliegen kam? Die Kritik an Parkdeck, Tiefgarage und barrierefreiem Aufgang? Getuschelt genauso, wie öffentlich zelebriert. Im nächsten Jahr wird alles bezahlt sein. Wer erinnert sich noch an die erste Kinderkrippe beim Pfab und den Vorwurf, mit öffentlichem Geld Tennisfreizeit für Rabenmütter zu schaffen? Heute ist ein Krippenplatz gesetzlicher Anspruch“. Es seien nur Beispiele kommunaler Entscheidungen aus 24 Jahren voller Verantwortung, Sorge und Freude.

In seiner Amtszeit habe er mit 50 Gemeinderäten zusammengearbeitet, er habe sechs Stellvertreter gehabt, zwei Pfarrer, zwei Ruhestandspfarrer, vier Pfarrgemeinderatsvorsitzende, 53 Bürgermeisterkolleginnen und Kollegen, drei Schuldirektoren, eine stellvertretende Direktorin und vier Konrektoren erlebt. Er habe sich ebenso gekümmert, wenn einem Kind das Fahrrad geklaut wurde und wenn ein Erwachsener die Wohnung verlor. Menschliche Tragödien gehörten ebenso dazu, wie Verliebte zu trauen, Behinderten zu helfen, Flüchtlinge unterzubringen oder Baugebiete auszuweisen. „Ich bin dankbar dafür, das alles hat mein Leben bereichert“. Er habe es stets mit Freude getan – und mit Unterstützung engagierter Menschen. Das betraf die Förderung der Kultur ebenso wie die der Vereine – und immer mit dem Vorsatz, die Menschlichkeit in den Vordergrund zu stellen.

Zwar sei er froh, so Fischer, die große Verantwortung loszuwerden, doch eine Sorgelasse ihn nicht los: „Wir laufen Gefahr, den Gemeinsinn, unser Gemeinwohl, zu verlieren“. Die neue Denkweise, dass für alles, was man gibt, ein höherer Gegenwert hermuss, tauge nicht für die Schaffung von Gemeinwohl“. Der Bürgermeister nutze die Gelegenheit, um seiner Familie und allen zu danken, die ihn unterstützt haben, „weitere hervorzuheben wäre ungerecht allen anderen gegenüber“. Er wünsche sich, dass der Markt Isen auch in Zukunft eine „so tolerante, menschliche, freundliche und weltoffene Gemeinde“ bleibt, wie er sie in den Jahrzehnten seiner Amtszeit erleben durfte und wozu er „hoffentlich einen kleinen Teil“ beigetragen habe. „Es ist nicht gewiss nicht alles gelungen, aber wie sagte angeblich der große Willy Brandt am Ende seiner Zeit: `Man hat sich bemüht´. Das tat ich auch“. Lang anhaltender, kräftiger Applaus krönte Fischers Abschiedsrede.

Dem vorangegangen und abgewechselt von musikalischen Einlagen der Blaskapelle Isen, waren die Ansprachen der Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Irmgard Hibler und von Pfarrer Josef Kriechbaumer.

Hibler erinnerte kurz daran, dass es heuer der 25. Neujahrsempfang im Pfarrheim sei und begrüßte die zahlreichen Gäste, darunter Isenes Ehrenbürger Franz Xaver Mittermaier sowie viele Vertreter gemeindlicher und kirchlicher Gremien. Den Kalender-Spruch „Beurteile den Tag nicht danach, welche Ernte du am Abend eingefahren hast, sondern danach, welche Saat zu gesät hast“ nutzte die Pfarrgemeinderatsvorsitzende, um darzulegen, dass viel Mühe und viele Stunden besonders im Ehrenamt nicht immer sofort von dem Erfolg begleitet sind, den man sich wünscht. Trotzdem sei es wichtig, ein breites Spektrum an Interessen abzudecken. Hibler ermunterte dazu, sich weiterhin Mut bei der Identifizierung mit dem Glauben zu zeigen und dankte allen für die Unterstützung, die sich im Ehrenamt – ob Kirche oder Vereinen – einbringen.

Pfarrer Josef Kriechbaumer betonte in seiner Rede, dass ihm die zahlreichen Kirchenaustritte im Pfarrverband Sorge bereiten. „Im vergangenen Jahr waren es 51, also fast ein Prozent der Katholiken“. Er stelle sich manchmal die Fragen: „Wozu ist unsere Kirche gut? Wozu brauchen wir die überhaupt? Warum bin ich als Pfarrer hier?“

Kriechbaumer erklärte, dass dennoch viele Menschen mit der Kirche in Kontakt kämen. Die meisten Kinder von katholischen Eltern werden getauft. Beim ersten Kind komme er zum Taufgespräch ins Haus der Eltern. Er ermuntere sie, ihr Kind im christlichen Glauben und zum Einhalten der zehn Gebote zu erziehen. „Wenn wenigstens die Christen danach leben würden, hätten wir schon fast das Paradies auf Erden“, so der Pfarrer. Die goldene Regel von Jesus laute: „Alles, was ihr wollt, dass euch die anderen tun, das tut auch ihnen.“

Dann gäbe es für Kinder ab zweieinhalb Jahren die Kirchenmaus mit Manuela Maier, danach folgen Mutter-und-Kind-Gruppen, Kindergarten, Kindergottesdienste und die Vorbereitung auf das Fest der Erstkommunion, später können die Kinder Ministrantin oder Ministrant werden.

„In den letzten Tagen waren etwa 100 als Sternsinger im Pfarrverband unterwegs, um die Geburt des Heilands, des Retters zu verkünden, Gottes Segen für das Jahr 2020 auf die Türen der Häuser und Wohnungen zu schreiben und Geld zu sammeln für den Frieden im Libanon. Etwa 17.500 Euro kamen zusammen. Vielen Dank dafür!

In diesem Jahr war es allerdings äußerst schwierig, genügend Freiwillige für diesen Dienst in Isen zu finden. Ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr noch alle Bereiche der Pfarrei besuchen können“, so der Pfarrer.

Nach der Firmung könnten die Jugendlichen Mitglied der Katholischen Landjugend in Isen oder Pemmering werden. Für Erwachsene gäbe es neben vielen Vereinen auch kirchliche Gruppierungen wie die Frauengemeinschaft, die Marianische Männerkongregation oder die Kolpingsfamilie Isen.

„Ferner ist die katholische Kirche einer der größten Arbeitgeber in unserem Land. Hier im Pfarrverband Isen haben wir etwa 30 Beschäftigte“, so Kriechbaumer. „Ich glaube, wenn es uns, die Kirche, hier in Isen nicht geben würde, dann würde etwas ganz Wichtiges fehlen. Es ist uns allen ein großes Anliegen, dass sich die Menschen hier wohlfühlen, dass möglichst alle hier eine Heimat finden. Gerade in diesen Zeiten stellen sich viele die Frage: Wo gehöre ich hin? Wie sieht meine Zukunft hier aus? Wer sorgt sich um mich, wenn ich nicht mehr kann?“

Der Pfarrer nutzte die Gelegenheit, um Siegfried Fischer herzlich für die gute Zusammenarbeit zwischen Rathaus und Kirche zu bedanken. “Wir sind schon gespannt, wer in den kommenden Jahren in ihre Fußstapfen treten wird.”

Die gemeinsam Bayernhymne beendete dem Empfang. Häppchen und Getränke, die seit den Nachmittagsstunden liebevoll von den Landfrauen vorbereitet wurden, begleiteten dann das gesellige Beisammensein.

(Henry Dinger)

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