Thomas Fruth zum 100. Geburtstag 2022

Thomas Fruth – ein Leben für’s Schnitzen

Ältere Mitbürger können sich noch bestens an ihn erinnern und aus dem Isener Vereinsleben war er über Jahrzehnte nicht wegzudenken. Thomas Fruth wäre am 18. November 100 Jahre alt geworden. Er starb 1992 im Alter von 70 Jahren. Bekannt sind vor allem die prachtvollen Schützenscheiben aus massivem Eichenholz, allerlei Vereinstaferl und seine kunstvollen Heiligen- und Krippenfiguren, die er der Nachwelt zum Bestaunen hinterlassen hat.

Krippe

Der gebürtige Isener war gelernter Huf- und Wagenschmied. Im Oktober 1941 wurde er als 18-jähriger zum Kriegsdienst beordert und kam als 26-jährigr im Herbst 1949 aus russischer Gefangenschaft wieder in die Heimat zurück. Ab Februar 1951 war Fruth als geprüfter Waldfacharbeiter im Forstamt Isen beschäftigt. Er erwarb sich dadurch Kenntnisse im Umgang sowohl mit Eisen als auch mit Holz. Von 1964 an arbeitete er bis ins Rentenalter als Metallfacharbeiter in Markt Schwaben. Das Arbeiten mit Holz ist ihm auch in seiner Freizeit als angenehme Beschäftigung geblieben. 1954 begann Thomas Fruth als leidenschaftlicher Schütze bei der Feuerschützengesellschaft Isen mit einfachem Werkzeug, Schießscheiben in Relief-Flachschnitzerei zu fertigen.

Portrait

Später kamen immer wieder neue Messer und Schnitzeisen dazu. Um schnitzen zu können“, sagte Fruth immer,,,muss man kein erfahrener Handwerker oder Künstler sein. Man braucht eine angeborene Neugier, den Willen zum Lernen und etwas Zeit.” Interessierten Nachahmern gab er den Rat:,,Um das Splittern des Holzes bei der Bearbeitung einer ebenen Fläche zu vermeiden, musst du parallel zur Faserrichtung schneiden”. Viel Zeit nahm die Pflege der geliebten Schnitzeisen in Anspruch. Diese mussten präzise geschliffen und abgezogen werden.

Mit den Jahren führte der Hobby-Schnitzer die Schnitzeisen immer geschickter und es entstand sein eigener Stil. So sind die meisten seiner Schießscheiben in der Reliefschnitztechnik gearbeitet. Reliefschnitzen ist die Methode, ein hervorstehendes Motiv durch Wegnehmen des Hintergrundes herzustellen. Ist eine Schießscheibe fertiggestellt, wird sie vom Besteller meistens als Preis zu einem bestimmten Anlass gestiftet. Zum Beispiel als Hochzeits- oder Geburtstagsscheibe, aber auch zum Saisonanfangs- oder Endschießen. ,,Man muss unsere Vereine unterstützen”, lautete Fruths Motto und so verlangte er für die Schießscheiben oft nur den Selbstkostenpreis

Schießscheiben

Die Motive zeigen meistens historisches Schützen- oder Jagdgeschehen, oft aber auch Erlebnisse von Schützenmitgliedern. Nach dem Ausschießen der sogenannten Ehrengabe lässt der Gewinner die Scheibe auf eigene Rechnung beschriften. Meistens wird dieser Auftrag dem Scheibenhersteller gegeben. Bei den geschnitzten Schießscheiben heißt das, mittels Kerbschnitztechnik Buchstabe für Buchstabe herauszustechen. Schriftschnitzen erfordert ein hohes Maß an Konzentration und Aufmerksamkeit, ist sehr mühsam und kein reines Vergnügen.

Umso beeindruckender ist dann das fertige Kunstwerk. Es vermittelt ein Gefühl der Beständigkeit und zieht die Aufmerksamkeit des Betrachters an. Ein Spektrum seines Schaffens gab es bei einer Ausstellung im Heimatmuseum wenige Jahre nach seinem Tod zu bestaunen, die von seinem Sohn Rupert Fruth in mühevoller Kleinarbeit zusammengetragen wurde. (Anmerkung: Rupert kümmert sich seit vielen Jahren um Isens Historie und wurde heuer mit der Bürgermedaille geehrt.) Der Pressebericht in der SZ sprach damals von ,,Kostbarkeiten der besonderen Art” und würdigte Fruths,,Drang zum Schnitzen”. Thomas Fruth schnitzte ab und zu auch Figuren, wie zum Beispiel den Hl. Zeno für die Kirchstätter Kapelle, der leider schon kurze Zeit darauf gestohlen wurde.

Marterl hl. Sebastian
Weiter fertigte er Vereinstaferl, Krippen und Krippenfiguren, sowie Spielzeug für seine Kinder und später für die Enkelkinder. Heute befinden sich noch einige unfertige Schießscheiben und das Schnitzwerkzeug bei Rupert zu Hause, die er als Erinnerung in Ehren hält.
(Albert Zimmerer, nach Aufzeichnungen von Rupert Fruth) (kh)

 

Thomas Fruth aus Isen
Geburtstagsscheibe zum 50. Geburtstag 1985 – Gegeben Schützenmeister Edi Sanner – Gewonnen Erich Bottesch
Kripperl 1956 von Thomas Fruth
Vereinstaferl vom Krieger- und Soldatenverein Pemmering
Marterl im Isener Wald – heiliger Sebastian erneuert und geschnitzt von Thomas Fruth
Festscheibe zum Jahresendschießen 1966 gewonnen Ludwig Eberl

Von Hamal

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