Isen, 13. Januar 2024 – Zum traditionellen Neujahrsempfang hatten auch heuer wieder die Marktgemeinde Isen und die Pfarreien Isen und Pemmering eingeladen. Begrüßt wurden die zahlreich erschienenen Vertreter aus Politik, Wirtschaft und den Vereinen von einem Quartett der Blaskapelle Isen, das auch zwischen den Ansprachen der Gastgeber zu Gehör kam. Bei den Redebeiträgen vom Isener Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Balthasar Nußrainer, Bürgermeisterin Irmgard Hibler und Pfarrer Josef Kriechbaumer kristallisierte sich heraus, dass trotz der gegenwärtigen Unruhen, Krisen und Kriege für die Isener die Zwischenmenschlichkeit und der Zusammenhalt spürbar im Mittelpunkt stehen.

„Das Unheil, dass weltweit durch Krieg und Gewalt verursacht wird, macht betroffen. Die Entscheidungen der großen Politik spalten die Gesellschaft mehr denn je und zwingt Menschen auf die Straßen zu gehen. Es ist erschreckend, dass sich unter gesetzestreue Demos auch zahlreiche Extremisten mischen. Die Stimmung heizt sich sichtlich auf – dem ist durch ein friedliches Miteinander dringendst entgegenzuwirken“, so Bürgermeisterin Irmgard Hibler. Hinzu kämen massive Unwetterkatastrophen mit erheblichen Schäden und kräftige Preissteigerungen, die jeden einzelnen Geldbeutel und die Haushalte der Kommunen spürbar belasten.

Wenngleich Berichte über positive Ereignisse in der Welt „gefühlt zurzeit etwas hinten runterfallen“, wäre 2023 doch auch viel Gutes passiert. „Im Markt Isen gibt es über 50 Vereine und Organisationen, die das gesellschaftliche Leben auf vielfältige Art und Weise bereichern. Ob Kirche, Kultur, Kunst, Musik, Sicherheit, Sport, Tradition, Wissen oder geselliges Beisammensein – jeder hat bei uns die Möglichkeit mitzuwirken, mitzuhelfen, Angebote anzunehmen oder durch passive Mitgliedschaften oder Spenden zu unterstützen“. Es sei „eine Wohltat“, nach gelungenen Veranstaltungen viel positive Resonanz zu hören, von der danach noch lange gesprochen werde, erklärt Hibler und nennt als Beispiele viele Feste und Veranstaltungen wie den Fasching, die Maibaum-Zeit, die Marktnacht, der Kreuzmarkt, das Volksfest, den Mittelaltermarkt „bis hin zur Advents- und Weihnachtszeit und Silvester, wo es allerlei Möglichkeiten gab, sich auf einen oder zwei Glühwein in geselliger Runde zu treffen“.

Irmgard Hibler lobte die große Spendenbereitschaft von Privatleuten und im Rahmen von Veranstaltungen. „Andere zu unterstützen, Not erkennen, helfen vor Ort oder aber auch ganz gezielte Projekte über die Gemeindegrenzen hinaus – die Isener erkannten immer schon, wo Not am Mann ist“. Als Bürgermeisterin dankte sie auch für die „gute und konstruktive Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern, dem Gemeinderat, der Pfarrei, den Vereinen und letztendlich mit allen Bürgerinnen und Bürgern“.

Für 2024 wünsche sie sich, dass Zusammenhalt und „mit einem guten Gefühl achtsam durchs Leben gehen. Verlieren wir nicht den Blick auf den Nächsten. In unserer technisch geprägten, schnelllebigen Gesellschaft darf das zwischenmenschliche Miteinander niemals zu kurz kommen. Ein wichtiges Gut, dass wir uns auch für die nächsten Jahre auf die Fahne schreiben müssen.“

Pfarrer Josef Kriechbaumer nahm ebenfalls Bezug auf die gegenwärtige Stimmung: „In diesen Wochen haben viele Menschen den Eindruck, dass wir in einer verrückten Welt leben. Nichts ist mehr sicher – außer das Chaos. Aber stimmt dieses Gefühl?“ Kriechbaumer berichtete stolz von einem Jubiläum der Erzdiözese, die heuer 1300 Jahre Korbinian in Freising feiert. „Das ganze Jahr hindurch sind alle zu einer intensiven und bewussten Besinnung auf das, was unser Christsein ausmacht, eingeladen. Das Festjahr steht unter dem Motto „Glauben leben”. Es lädt uns ein, Impulse aus dem Leben des Heiligen Korbinian auf das Heute zu beziehen. Alle Getauften sind eingeladen, Kirche mitzugestalten in der jetzigen Zeit“.

Die Taufe habe eine wichtige Bedeutung. „Was habe ich davon, wenn ich selbst getauft bin oder meine Kinder taufen lasse? Für mich gilt die Zusage von Gott bei der Taufe von Jesus durch Johannes: `Du bist mein geliebtes Kind´! Ich bin also ein Kind Gottes. Er selbst schaut auf mich und beschützt mich“, sagt Kriechbaumer. Es sei eine große Glaubensgemeinschaft, die stärkt und die hilft. „Gemeinschaft der Glaubenden bedeutet: in Freud und Leid sind wir nicht allein. Wir gehören zusammen. Und: ein Größerer, Gott, steht hinter mir“, so Pfarrer Kriechbaumer.

Balthasar Nußrainer, Pfarrgemeinderatsvorsitzender von Isen, begrüßte die Gäste auch im Namen seiner Kollegin Claudia Lanzl aus Pemmering. In seiner Ansprache nahm er ebenfalls auf die brennenden Themen der Gegenwart Bezug. „Unsere Welt scheint aus den Fugen zu geraten. Die vielen Kriege, die Klimaveränderungen mit Dürre und Hochwasser, die katastrophalen Erdbeben und aus all der Not resultierend die vielen Flüchtlinge. Aber auch unsere Gesellschaft scheint aus den Fugen zu geraten“, sagte Nußrainer mit Blick auf bundesweite Streiks und Proteste, „ein unverständliches Heizungsgesetz, hohe Inflation und einen beängstigenden Rechtsruck“.

Kritische Worte fand er für die Kirche selbst. Es gäbe einen große Vertrauensverlust durch die Missbrauchsfälle, selbst der Nachbarschaft in Maitenbeth hätten sich nach 50 Jahren Schweigen vier Betroffene gemeldet. Nußrainer ging auch auf den Mangel an Seelsorgern und Seelsorgerinnen ein, der zu immer mehr Zusammenlegungen führe. So wurden jüngst in der Diözese München/Freising aus 40 Dekanaten 18 gemacht, das bisheriges Dekanat Dorfen gäbe es nicht mehr. „Es heißt jetzt Dekanat Erding und ist deckungsgleich mit dem Landkreis“.

Vermutlich aus Entfremdung und Enttäuschung gäbe es viele Kirchenaustritte. „Von Kardinal Marx kommen bisher keine Reformen, obwohl dies in seiner Hand liegt. Er redet gern, Taten folgen bisher keine. Zum Beispiel, dass auch Laienseelsorger und -seelsorgerinnen, also Gemeindereferenten und Pastoralreferenten, taufen dürfen. Vom Kirchenrecht her wäre das möglich“.

Doch er sei nicht gekommen, um zu jammern: „Wir alle tragen doch dazu bei, dass wir in unserem Ort zusammenhalten, dass wir in der politischen und kirchlichen Gemeinde und in vielfältigen Vereinen einen Beitrag leisten, dass Isen lebenswert ist und bleibt“. Der Pfarrgemeinderat sei ein gutes Team ist, mit dem es Spaß macht, Feste und Feiern zu organisieren und damit viele Begegnungen zu ermöglichen und ein Miteinander zu stärken. Als Beispiele nannte er den Pfarrball im Klementsaal, das Pfarrfest an der Linde und verschiedene Gottesdienste am Marktbrunnen. „In einer großen Aktion haben 15 fleißige Frauen und Männer unsere Pfarrkirche vom jahrelangen Staub befreit“. Die Aktion Ramadama im Frühjahr sei eine „wunderbare Kooperation aller Vereine“ gewesen.

Als „großen Erfolg“ bezeichnete Nußrainer den Adventszauber in Pemmering und die Renovierung der Pemmeringer Kirche, die abgeschlossen werden konnte. Ebenfalls werde der kostenlose Kirchenkaffee, der immer am ersten Sonntag im Monat nach dem Gottesdienst ausgeschenkt wird, sehr gut angenommen. Dem Pfarrgemeinderat sei es auch wichtig gewesen, einen Beitrag zum Frieden zu leisten und habe daher im Dezember ein ökumenisches Friedensgebet gehalten.

„Nun wünsche ich uns allen, dass wir zuversichtlich und besonnen bleiben und hoffnungsvoll nach vorne schauen. Es lohnt sich, für den Zusammenhalt sich zu engagieren“, meinte Balthasar Nußrainer am Schluss seiner Ansprache.

(hd)

 

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