Isen, 2. Januar 2018 – Gespenster, Clowns, eine Frau als Kopffüßler, telefonierende Engel, einstürzende Hochhäuser, seltsame Lichtstrahlen, ein in einem Kaufhaus umherirrender älterer Herr und auch Audrey Hepburn ist eine jener nächtlichen Erscheinungen, die Claus Langheinrich als eine bewusste Mischung aus Grusel und Absurdität, aus Rationalem und Irrationalem nächtlicher Träume in seiner Fotoausstellung in der Isener Volksbank ab 11. Januar zeigt.

“Der Traum ersetzt Gedanken durch Bilder. Er halluziniert”, sagt der experimentierfreudige Lengdorfer Fotograf, der sich sechs Jahre lang mit dem Thema “Träume” auseinander gesetzt hat. Während Aristoteles den Traum noch als “Eingebung der Götter”, als “Warnung” oder “Vorhersage der Zukunft” interpretierte, versteht Langheinrich seine “TRAUM-Bilder”, so der Titel der Ausstellung, als “Koppelung von Dingen und Personen, die nichts miteinander zu tun haben, zu oft ganz absurden Inhalten”.

In den Träumen treten wir in Kontakt zu unseren Gefühlen, Erinnerungen, Hoffnungen und Ängsten. Das geschieht überwiegend nachts, wenn sich unser Wille bis zum Wachwerden ausklinkt, das Bewusstsein schläft und das Unbewusste arbeitet, weil es dunkel ist und wir müde sind. Und deshalb versetzt Claus Langheinrich die Schalterhalle der VR-Bank in Isen im hinteren Teil in einen “salon noir” (dunkler Raum), in dem sich die Vernissage-Besucher am 11. Januar um 19 Uhr nur mit Stirn- oder Taschenlampe den Bildern nähern und die Gedanken des Fotografen ausleuchten können. Viele der 32 Fotos sind aus der Distanz beobachtet und dennoch möchte man meinen, ist der Lengdorfer Fotograf bei manchen mittendrin.

In seinen rätselhaften, vielfach asketischen Chiffrenbildern, wie jenem mit dem fast leeren Haus, in dem man nur eine Flasche zu erkennen glaubt oder dem Mann mit dem roten Luftballon und zwei Hüten auf dem Kopf, gibt Langheinrich seinen Träumen ein Gesicht und wirft den Schleier über Erlebtes, Vergessenes und über die Erinnerung. Mit ungewöhnlichem Blick für Komposition und Licht erzählt er Geschichten über zerbrochene Träume, etwa in dem Bild mit der zerborstenen Gitarre, über Zärtlichkeit und Liebe – beispielsweise in einigen seiner Frauen-Portraits. Aber auch Sehnsüchte, wichtige Momente im Leben und gefährliche Situationen thematisiert der studierte Pädagoge und erzählt von der Verletzlichkeit des Lebens, von Illusionen und Irrtümern mit seiner eigenen fotografischen Bildsprache. Letztere manifestiert sich in Doppel- und Mehrfachbelichtungen, in aufgelösten Konturen, ungewöhnlichen Lichteffekten, geringer Schärfentiefe und eigenartigen Spuren in den Bildern, die der Fotograf darauf bewusst hinterlassen hat. Erst bei längerem Betrachten wird die ganze Wucht der Bilder offensichtlich: Authentizität und Schönheit fernab üblicher Hochglanzsichtweisen, in stiller Harmonie mit dem Menschen hinter der Kamera.

Das aufwändige Fotoprojekt aus assoziationsreichen, teils skurrilen, teils surrealen und häufig symbolträchtigen Bildern in Farbe und Schwarzweiß ist bis zum 7. Februar zu sehen. Dem Betrachter bietet sich die Möglichkeit, in Langheinrichs Bilder- und damit Gedankenwelt einzutauchen, eigene Träume zu reflektieren und sie als “Kopfkino zu verstehen, in dem wir die Hauptrolle spielen”. (pm/hd)

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